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Willkommen auf der Homepage des Ratsgymnasiums Münster

Ökologische oder konventionelle Landwirtschaft

Wie verhält sich die Konsumentin/ der Konsument der Zukunft?

Wir, der Erdkunde LK der Q1, haben im Rahmen unserer Projekttage, um unsere Fragestellung „Ökologische oder konventionelle Landwirtschaft - Wie verhält sich die Konsumentin/ der Konsument der Zukunft?“ zu klären, am Montag den 26.11.2018, den Schweinemastbetrieb Hof Hilgensloh in Münster Handorf besucht. Dort sind wir mit unseren vorbereiteten Fragen, die wir uns im Unterricht erarbeitet hatten, hingefahren. Auf dem Hof hat uns die Familie herzlichen empfangen, uns einige unsere Fragen beantwortet und uns den ganzen Hof gezeigt. Anschließend wurden wir ins Familienhaus eingeladen, wo die restlichen Fragen geklärt werden konnten. Zwischendurch durften wir uns an Keksen und diversen Getränken bedienen, die uns von der Familie angeboten worden waren.

Der Hof Hilgensloh liegt in Handorf im östlichsten Teil von Münster in Nordrhein-Westfalen, außerdem liegt dieser 50 Meter über NN. Auf dem Hof lebt die Familie Hilgensloh, zwei Pferde, ein Hund und rund 2050 Schweine. Der Hof besteht schon seit vielen Generationen und hat seine Ursprünge bereits im 14. Jahrhundert.


Er wurde nicht nur auf die Schweinemast spezialisiert, sondern betreibt auch Ackerbau, um selber Futtermittel herzustellen, Forstwirtschaft, um Feuerholz zur eigenen Nutzung und um dies zu verkaufen und Photovoltaikanlagen, damit Energie in das öffentliche Stromnetz eingespeist werden kann.
Der Hof wird allein von Herrn Hilgensloh und seinem Sohn betrieben, sie haben keine weiteren Hilfskräfte und haben immer eine Stundenwoche von über 40 Stunden. Lediglich im Sommer bekommen sie ab und zu Hilfe von ihren Nachbarn. Alle Arbeiten bis auf Ernten und Mahlen werden mit eigenen Maschinen bewältigt, außerdem hat die Familie Hilgensloh und deren Nachbarn ein Verbund gegründet, mit dem sie gemeinschaftlich diverse Maschinen kaufen können.

Der Betrieb „Hilgensloh GbR“ ist in vielen unterschiedlichen wirtschaftlichen Ebenen integriert. Unter anderem in der Agrarwirtschaft, der Schweinemast, der Forstwirtschaft, sowie in der Energieerzeugung mit einer Photovoltaikanlage. Auf insgesamt 104 ha werden auf dem Hof Arten von Getreide und Mais angebaut. All diese Pflanzen werden mit Ausscheidungen der Schweine gedüngt. Dies fördert den Wuchs der Pflanzen, wobei sie teils auf Sand, sowie auf lehmigen Sand angebaut sind. Der Boden hat eine Punktzahl von 12 – 58 Punkten. (Hierbei ist 100 die höchst mögliche Punktzahl, was heißt, dass der Boden nahezu im optimalen Zustand ist.) Der Dünger wird von den 2050 Schweinen produziert, welche ungefähr 4 Monate in der Mast sind.
Nach den 4 Monaten kommen neue Ferkel, welche dann wieder gemästet werden, bis sie am Ende rund 120 kg wiegen. Ein Schwein nimmt in der dortigen Mast 850g am Tag zu. Auf den 11 Abteilen, die der Hof den Schweinen bietet, ist 10% mehr Freilauf als gesetzlich vorgeschrieben – nämlich 0,75 Quadratmeter pro Schwein. Die Schweine werden durch Fertigfutter von der Firma „HS-Schräder“, oder auch durch eine bestimmte Mischung gefüttert. In der Mischung ist eigenes Getreide, Mineralfutter, sowie Sojaschrot, als Eiweißträger, enthalten. Damit die Schweine keine Energie durch Körperwärme verbrennen, wird der Stall warmgehalten. Die Energie kann dann besser für die Zunahme des Körpergewichts benutzt werden. Falls Tiere erkranken, werden ihnen Antibiotika verabreicht, oder sie werden zum Tierarzt in 6 km Entfernung gefahren. Des Weiteren ist der Viehhändler 12 km und der Schlachthof 50 km vom Hof entfernt.
Die Forstwirtschaftsfläche auf dem Hof bezieht sich auf 17 ha Wald. Der Forst wird für die Eigenverwendung genutzt. Zum Beispiel für den Kamin im eigenen Haushalt. Der restliche Überschuss an Holz wird, falls vorhanden, verkauft. Die Photovoltaikanlage produziert 29,85 KW, wobei dieser Betrag verkauft und in das Stromnetz eingespeist wird.

Was ist der Unterschied zwischen einem Biologisch betriebenen und einem konventionell betriebenen Schweinemastbetrieb?

Zwischen einem konventionell betriebenen und einem biologisch betriebenen Schweinemastbetrieb machen sich viele Unterschiede bemerkbar. Meist stellen Mastbetriebe ihr Futter für die Schweine selbst her und düngen ihre Felder mit den Ausscheidungen der Tiere. Bei konventionell betriebenen Schweinemastbetrieben werden Pflanzenschutzmittel und Pestizide auf die Felder gespritzt, um einen hohen Ertrag zu erzielen. Natürlich kosten diese Mittel Geld, dennoch ist die Verwendung der Mittel vorgeschrieben. Bei Bio-Betrieben hingegen dürfen keine Pestizide verwendet werden. Dementsprechend unterscheidet sich das Futter von den verschiedenen Betrieben. Auf dem Hof Hilgensloh werden 20 kg Schwefel pro Hektar auf die Felder gesprüht, um das Wachstum zu erhöhen, da die Schwefelanteile in der Luft und im Regen durch die Änderungen der Abgasregelungen und den dadurch zum Glück nicht mehr so großen Anteil an Schwefel in den Abgasen wegfallen. Aber auch ökologische Betriebe müssen den Schwefel, meist in künstlicher Form, hinzuziehen, da sich sonst das Pflanzenwachstum verschlechtern würde.
Konventionelle Betriebe nutzen Sojaschrot aus den Subtropen als Proteinlieferant in ihren Futtermitteln. Bio-Betriebe verzichten auf Sojaschrot, da es umweltschädigend ist das Soja, das meist aus Südamerika stammt nach Europa zu transportieren. Dies hat zur Folge, dass Bio-Höfe auf Nüsse und Bohnen zurückgreifen müssen, die allerdings schwerer für die Schweine zu verarbeiten sind. Aufgrund dieser Futterunterschiede benötigen Schweine aus einem Bio-Schweinemastbetrieb in der Regel 2 Monate länger, um schlachtreif zu werden. Konventionell gemästete Schweine nehmen täglich durchschnittlich bis zu 850g zu. Im Jahr werden deswegen auf dem Hof Hilgensloh 2,9 Durchgänge Schweine zur Schlachtreife gemästet. Bio-Mastbetriebe kommen hingegen nur auf 2 Durchgänge pro Jahr.
Oft wird darüber diskutiert, dass Schweine mehr Platz und Freilauf benötigen. Auf konventionellen Betrieben muss ein Schwein mindestens 0.75m2 Platz haben. Ökologische Schweinemastbetriebe deutlich mehr Platz für die Schweine. Ebenfalls werden die Schweine in offenen Ställen gehalten, das heißt, die Schweine bekommen frischen Luft. Natürlich werden die Schweine in den Betrieben mit bestimmten Medikamenten versorgt, da es dazu bestimmte Vorschriften gibt. Wurmkuren sind Vorschrift, doch in Bio-Mastbetrieben werden die Tiere nur wenn nötig, mit Medikamenten oder Zusatzstoffen im Futter versorgt. Schließlich lassen sich auf beiden Seiten Vorteile und Nachteile feststellen, doch heutzutage bevorzugen die meisten Bauern die wirtschaftlich besser umsetzbare Variante des konventionellen Mast-Betriebes.

Was sind die Schwierigkeiten von einem Umschwung auf einen Bio-Mastbetrieb?

Heutzutage wollen Leute Produkte, die mit umweltfreundlichen Methoden produziert werden, kaufen und nutzen. Deswegen steigt die Zahl von Bio-Mastbetrieben an. Aber was muss man tun, dass ein konventioneller Mast-Betrieb ein Bio-Mastbetrieb werden kann? Als wir an dem Hof Hilgensloh waren, haben wir herausgefunden, dass der Prozess nicht so einfach ist. Die Produktion von Bio-Fleisch muss mehr Standards erfüllen als eine konventionelle Fleischproduktion. Die Tatsache, dass die ökologische Produktion keine Antibiotika verwendet und dass Tiere mehr Platz und mehr Möglichkeiten für ein gesünderes Leben benötigen, verteuert diese Art der Produktion. Um die Produktion zu ändern, ist es daher notwendig mehr Geld zu haben, was den Prozess erschwert. Schwierig ist auch, dass die Bauern viele Regeln einhalten müssen, die der Staat aufstellt, um Bioprodukte bzw. Bio-Fleisch herzustellen.
Alles in allem finden Landwirte, dass die konventionelle Produktion mehr Geld spart und die Produktion vereinfacht, so dass trotz der Nachfrage nach der Bioproduktion die Anzahl der konventionellen Mastbetrieben immer noch grösser ist.

Konventionell oder Bio? – Was kann der Konsument tun?

Am Dienstag waren dann wir gemeinsam in einem konventionellen und in einem Bio-Supermarkt einkaufen. In beiden Supermärkten haben wir (möglichst) das gleiche Produkt gekauft und es hinterher bei einem Frühstück getestet. Unser Ergebnis war relativ eindeutig: Die Produkte aus dem Bio-Supermarkt waren zwar teurer, vom Geschmack jedoch meist intensiver. Vor allem bei den Brötchen zeigten sich Unterschiede. Die Brötchen eines Bio-Bäckers waren zum Beispiel deutlich kleiner, jedoch auch deutlich schwerer als die Brötchen eines konventionellen Bäckers. Ein Brötchen kostete mit 0,60€ fast das Doppelte eines konventionellen Brötchens. Deutliche Preisunterschiede konnten bei den Fleischprodukten festgestellt werden. Während der Kilopreis einer konventionellen Salami bei etwa 5.50€ liegt, so verzehnfacht sich dieser bei den Bio-Produkten. Überraschende Preise konnten auch beim Obst festgestellt werden. Es stellte sich heraus, dass zum Beispiel Bio-Clementinen vom Kilopreis nur 0,10€ teurer sind, als konventionelle.
Für unseren Vergleich haben wir folgende Produkte eingekauft:

 

1) Konventionell

2) Ökologisch

Anmerkungen

Brötchen

0,33 €

0,60 €

2) wesentlich schwerer

Clementinen

2,69€/kg

2,79€/kg

2) mit Kernen

Orangensaft

0,95€/l

3,15€/l

aus Konzentrat

Direktsaft

Kakaopulver

6,76€/kg

20,00€/kg

ca. 75% Zucker

20,5% Zucker

Käse

5,55€/kg

18,60€/kg

1) Eigenmarke

Milch

0,62€/l

1,05€/l

Eigenmarke

Eigenmarke

Butter

6,76€/kg

15,92€/kg

 

Schokocreme

6,20€/kg

8,80€/kg

2) Hochwertigere Zutaten

Salami

5,50€/kg

55,00€/kg

 

Marmelade

2,20€/kg

12,40€/kg

50% Frucht, mit Zucker (55g/100g)

70% Frucht, mit Agavendicksaft (24g/100g)

Bananen

1,99€/kg

2,24€/kg

 

Äpfel

1,99€/kg

3,49€/kg

1) Gala

2) Topaz

 

Schlussendlich liegt die meiste Macht über den Markt beim Verbraucher. Er bestimmt die Nachfrage und kann somit auch das Angebot regulieren. Allerdings gilt dies nicht für den Einzelnen, sondern für die Masse der Konsumenten. Ein einzelner Konsument wird am Angebot nichts ändern, aber mit Millionen Menschen, lässt sich etwas bewirken. Würde ein Großteil der Fleisch-Konsumenten nur noch Bio-Fleisch nachfragen, dann gäbe dies den Bauern die Chance einfach und ohne hohes Risiko auf die ökologische Landwirtschaft umzusteigen. Trotzdem muss das Bio-Fleisch teurer als das Fleisch aus den konventionellen Betrieben bleiben, damit das Geschäft für die Bio-Bauern trotz des höheren Arbeitsaufwandes für einen niedrigeren Ertrag und den weiteren zusätzlichen Nebenkosten rentabel bleibt.
Noch ist der Unterschied zwischen dem Bio-Angebot und dem Angebot an konventionell hergestellten Produkten sehr groß, aber wenn sich die Nachfrage ändert, ändert sich auch das Angebot.
Für einen Großteil der Menschen wäre der höhere Preis tragbar, aber es gibt auf der anderen Seite auch Menschen, die sich kein Bio-Fleisch aufgrund des höheren Preises leisten können. Auf diese Menschen müsste man Acht geben, damit ihnen zumindest die Möglichkeit für Fleischkonsum gegeben ist. In diesen Menschen liegt aber nicht das Hauptproblem. Es sind die Konsumenten, die sich Fleisch für einen höheren Preis kaufen könnten, aber wegen der billigen Produkte aus der konventionellen Landwirtschaft nicht zum teureren Bio-Fleisch greifen.
Um einen Wandel in der Landwirtschaft zu ermöglichen ist also ein Wandel in den Köpfen der Gesellschaft notwendig. Man muss den „Billigwarenwahn“, der gerade in Deutschland besonders groß ist (bei uns sind Lebensmittel so günstig, wie nirgends anders in Europa) ein Ende setzen und den Konsumenten trotzdem ein bezahlbares Angebot liefern, damit wir der Massentierhaltung ein Ende setzen können. Wenn man sich nicht über die Tatsache der Eigenverantwortung bewusst wird, dann darf man sich auch über die Tierhaltung in konventionellen landwirtschaftlichen Betrieben beschweren. Es ist jedem selbst überlassen, wie er mit der Situation umgeht und niemand sollte sich zum Kauf eines Bio-Produktes gezwungen fühlen, wenn er es nicht für nötig hält. Aber wenn man nicht handelt, wird sich auch nichts ändern. Die Entscheidung liegt bei ihnen!